Ausstellung „Trocken oder nass? 100 Jahre Schifferverein und die Tradition des Ulmer Fischerstechens“
Nach fünfjähriger Pause erlebte Ulm im Jahr 2022 wieder ein Fischerstechen. Es war zudem das Jahr, in dem sich die Neugründung des Ulmer Schiffervereins zum 100. Mal jährte. Beiden Anlässen widmete das Stadtarchiv Ulm eine Ausstellung „Trocken oder nass? 100 Jahre Schifferverein und die Tradition des Ulmer Fischerstechens.“ Die Konzeption und inhaltliche Erarbeitung der Ausstellung lagen in den Händen von Dr. Wolf-Henning Petershagen, die Gestaltung übernahm Lioba Geggerle.
Sie handelte von der Geschichte jenes Wasserturniers, das sich von anderen durch seine lückenlose Tradition bis ins 16. Jahrhundert unterscheidet, von den Familien der Fischer und Schiffer, welche diese Tradition seither am Leben gehalten haben, und von ihrem Handwerk.
Die Ausstellung war im historischen Gewölbesaal des Schwörhauses (Weinhof 12) von Mai bis September 2022 zu sehen, und wird in großen Teilen auch weiterhin online präsentiert. Die Abbildungen zu den einzelnen Unterkapiteln lassen sich jeweils am Ende eines Absatzes über den Link “Abbildungen” aufklappen.
Das Fischerstechen
Die Tradition des Ulmer Fischerstechens reicht bis ins 16. Jahrhundert. Seit damals haben die Fischer- und Schifferfamilien diesen Brauch ohne nennenswerte Unterbrechung von einer Genration an die andere weitergegeben. Das unterscheidet das Ulmer von den anderen Fischerstechen, die mittlerweile entlang der Donau wieder ausgeübt werden.
Figuren und Regeln
Auch die Figuren, welche die Stecher verkörpern, reichen zum Teil zurück bis ins 16. Jahrhundert: die Weißfischer, das Bauernpaar und die Narren. Später kamen zunächst Gestalten hinzu, die den jeweiligen Zeitgeist widerspiegelten, dann Ulmer Originale und schließlich Personen aus der Ulmer Geschichte. Das Stechen folgt strengen Regeln. Es geht um die Frage: trocken oder nass? Wer am längsten trocken bleibt, hat gewonnen. Als nass gilt, wer ins Wasser fällt, wer in die Zille tritt, wer den Speer verliert.
Abbildungen zu den Stecherpaaren
- Abbildung 1: Die Ulmer Fischerstecher stellen bestimmte Figuren dar. Die lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Urbesetzung, Ulmer Originale und Ulmer Stadtgeschichte. Zu den Ulmer Originalen gehören der Ulmer Spatz und der Schneider von Ulm. Der Spatz hat den Ulmer gezeigt, dass man einen langen Balken besser längs als quer durch ein enges Stadttor bringt. Der Schneidermeister Albrecht Ludwig Berblinger ist 1811 bei einem Flugversuch in die Donau gestürzt. Heute gilt die einstige Witzfigur als Flugpionier.
- Abbildung 2: Sie sind benannt nach ihrer traditionellen weißen Zunft-Tracht, über der manche das besondere rote Festgewand tragen.
- Abbildung 3: Bauer und Bäure sind die klassischen Tölpel der frühneuzeitlichen Fastnachtsspiele.
- Abbildung 4: Sie waren auch bei Ritterturnieren vertreten, denen das Fischerstechen nachempfunden ist.
- Abbildung 5: Während der Türkenkriege errang der „Türkenlouis“, Ludwig Wilhelm I., Markgraf von Baden, Siege über die Türken. Deren Heerführer waren Großwesire. Damals transportierten die Ulmer Schiffer riesige Truppenkontingente donauabwärts.
- Abbildung 6: 53 Jahre lang diente Michael Hetzler in der Wirtschaft zum Griesbad, in deren Garten er bei Regenwetter Würmer sammelte und verkaufte. Die Leibspeise des städtischen Ausschellers Kaspar Rau war „Spatzag’schmeez“, der Bodensatz im Spätzles-Kochtopf. Wegen eines Sprachfehlers nannte er es „Spatzameez“.
- Abbildung 7: Der Ratsherr verkörpert den Ulmer Magistrat, der einer Sage nach den städtischen Kuhhirten entlassen wollte. Der belauschte die Beratung durch das Ofenloch und kam seiner Entlassung zuvor, indem er selbst über den Heizkanal kündigte.
- Abbildung 8: Der Krettaweber gehört zu den Ulmer Originalen. Er hieß mit bürgerlichem Namen Johann Jakob Weber und war Gemüsehändler. Er pflegte seine Ware im Henkelkorb (schwäbisch „Kretta“) bei sich zu tragen. Er lebte bis 1920 und verschonte auch nicht die Polizei mit seinen verbalen Grobheiten.
Plakate zu den Fischerstechen von 1912 und 1935
Der Festzug – Sammelpunkt Saumarkt
Am Vormittag vor dem Stechen formiert sich auf dem Saumarkt im Fischerviertel der Festzug. Er zählt um die 300 Männer, Frauen und Kinder in den Trachten der Fischerzunft und der Stecher. Höhepunkt sind die Zunfttänze aus dem 16. Jahrhundert, in denen zwei Narren dem Bauern seine Bäure ausspannen.
Abbildungen zum Festzug
- Abbildung 1: Der eindrucksvollste Teil des Umzugs ist das Prunkschiff mit den Fischerfrauen, das von stattlichen Brauerei-Rössern gezogen wird. Erstmals verbürgt ist die Teilnahme einer Zille auf Rädern an einem Festzug im Jahr 1838, als Ulms junge Schiffleute damit zum Liederfest nach Geislingen fuhren. Als Schlitten waren Zillen schon in der Fastnacht des 16. Jahrhunderts und sogar noch 1799 verwendet worden. Spätestens seit den Münsterfestzügen von 1877 und 1890 gehört das Prunkschiff zum festen Bestandteil des Umzugs.
- Abbildung 2: Zum „Festzug der Württemberger“, der 1841 zum Thronjubiläum des württembergischen Königs Wilhelm I. stattfand, entsandte Ulm seine Schiffer mit ihrem Prunkschiff nach Stuttgart. Durch die Beteiligung der Schifferfamilien an den großen historischen Festzügen der Münsterjubiläen 1877 und 1890 dürften die Umzüge vor den Fischerstechen an Bedeutung gewonnen haben.
- Abbildung 3: Das Foto vom Prunkschiff mit den Fischerfrauen und den rechts danebenstehenden Kirchweihjungfern entstand anlässlich des Fischerstechens 1927. Der Schiffmann trägt den damals noch üblichen Strohhut, der später durch den randlosen grünen Filz-Zylinder ersetzt wurde.
- Abbildung 4: Der Ulmer Fischermarsch. Über die Herkunft der „Ulmer NationalHymne“ ist nichts Genaues bekannt, auch wenn Kaiser Karl V. immer wieder als ihr Komponist genannt wurde. Doch könnte die Melodie aus seiner Zeit stammen, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Zum Ulmer Fischermarsch gibt es zwei Texte. Der gedruckte ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Er stammt von dem gebürtigen Schlesier Friedrich Albrecht, einem bekannten Prediger, Publizisten und Politiker, und ist so schwülstig, dass er kaum zu den für ihre Räsheit bekannten Ulmer Schiffleuten passt. Anders die hausgemachte und mündlich überlieferte Fassung. Sie lautet: „Leck me henda, leck me vorna, leck me kreizweis am Arsch ….“
- Abbildung 5: Anders als die landesüblichen historischen Festzüge konzentriert sich der Ulmer auf die ehemalige Ulmer Fischerzunft, ihre Trachten, Bräuche und Zunft-Insignien. An den beiden Sonntagen des Stechens bewegt er sich durch die Altstadt, um an den schönsten Plätzen die uralten Zunfttänze und ein Menuett aufzuführen. Die Musiker sind in historische Ulmer Uniformen gekleidet. Die Zinnfiguren sind ein Werk von Friedrich Warth. Er hat die Teilnehmer des Festzuges im Maßstab 1:32 nachgebildet.© Schifferverein
- Abbildung 6: Dreierlei Trommelrhythmen begleiten die Zunfttänze. Zum „Laufmarsch“ tanzen Bauer und Bäuerin einträchtig. Zum „Bauer- und Bäuresmarsch“ ärgern die beiden Schalksnarren das Paar. Zum „Narrenmarsch“ lenkt der eine Narr den Bauern ab, der andere schnappt sich die Bäuerin. Als der Bauer das merkt, droht er den Narren und holt sich seine Partnerin zurück.
- Abbildung 7: Kirchweihjungfern begleiten die Weißfischer. Die Kleiderpracht im Festzug ist dem weiblichen Personal vorbehalten, wobei sich die Trachten der Fischerfrauen und der Kirchweihjungfern deutlich unterscheiden. Die der Frauen ist wesentlich reicher, absolut individuell und Eigentum der Trägerin. Zwei Meter lang ist die mit Münzen versehene silberne Kette, mit der das Mieder geschnürt wird. Gekrönt wird das Ganze von der Goldhaube. Die Tracht der Kirchweihjungfern ist schlichter. Früher war sie ganz weiß – wie die Festtracht der Jungfischer.
- Abbildung 8: “Wandele” (links) und Goldhaube (rechts). Hölzerne Handtasche „Wandele“ heißt der aus Holzdauben gebundene Behälter, den die Fischerfrauen an Stelle der gewohnten Handtasche mit sich tragen. Seit dem Münsterfestzug 1890 gehört das Wandele zu ihrer Ausrüstung. Der Begriff könnte auf ein gleichnamiges Geschirr („Fischwandel“) zurückgehen.Die Gold- oder Bockelhaube steht nur Frauen zu, die verheiratet und somit unter die Haube gekommen sind. Sie wurde im 18. und frühen 19. Jahrhundert in Ulm und Augsburg getragen. Sie sitzt auf einer Micky-Maus-artigen schwarzen Samthaube, die auch die Kirchweihjungfern tragen und die ebenfalls in Ulm und Augsburg verbreitet war.© Schifferverein
- Abbildung 9: Fischerfrauen mit Goldhaube. Die Gold oder Bockelhaube steht nur Frauen zu, die verheiratet und somit unter die Haube gekommen sind. Sie wurde im 18. und frühen 19. Jahrhundert in Ulm und Augsburg getragen. Sie sitzt auf einer MickyMausartigen schwarzen Samthaube, die auch die Kirchweihjungfern tragen und die ebenfalls in Ulm und Augsburg verbreitet war.
- Abbildung 10: Zweites Stiftungsbuch des Ulmer Funden- und Waisenhauses, angelegt von Fundenvater Bartholomäus Müller. In Reih und Glied warten Kinder vor einem Tisch mit zwei Brotkörben. Solche Szenen spielten sich im Waisenhaus ab, wenn die Frauen der Ulmer Schiffleute Wecken austeilten. Bis ins 19. Jahrhundert beteten sie dort, nachdem sie ihre Männer verabschiedet hatten, für eine glückliche Fahrt und eine gesunde Rückkehr, gemeinsam mit den Kindern. Die wurden dafür belohnt. Endete die Fahrt dennoch unglücklich, war für die Witwen durch eine Witwenkasse gesorgt, in die vor jeder Abfahrt einbezahlt wurde.weites Stiftungsbuch des Ulmer Funden- und Waisenhauses, angelegt von Fundenvater Bartholomäus Müller.© Museum Ulm
Gaben für die Fischergesellen
Der Festzug geht zurück auf einen alten Heischebrauch. In früheren Jahrhunderten zogen die jungen Fischergesellen, die das Stechen praktizierten, zuvor durch die Stadt, begleitet von Trommeln sowie den Traditionsfiguren Bauer und Bäuerin sowie den Narren. Diese recht ausgelassene Prozession hieß „Collectationszug“, weil dabei Gaben gesammelt wurden – und noch heute werden. Dazu dienen die Gabenspeere, die am oberen Ende mit Haken versehen sind, an welchen kleine Geschenke befestigt werden.

Philipp Wilhelm Gottlieb Hausleutner (Hrsg.) Schwäbisches Archiv, Bd. 1 „Nachricht vom Fischerstechen“ Stuttgart 1790, S. 528f .
Der Umzug ist mindestens so alt wie das Fischerstechen. Allerdings war er vor dem 19. Jahrhundert kein Fest-, sondern ein „Collektationszug“, ein „Heischebrauch“ der jungen Fischer, die Gaben sammelten, mit denen sie ihr Stechen bestritten und den Sieger ehrten. Dazu dient noch heute der „Gabenspeer“, an den kleine Geschenke gehängt werden. Wie es früher dabei zuging, schildert ein Bericht aus dem Jahr 1790. „Diesen Collektationszug, der aus zwey Tambouren, dem Bauer, der Bäuerinn (einem jungen Fischer) und einigen Narren besteht, und von einer unsäglichen Menge Menschen begleitet wird, dirigirt ein Fischer- meister, als die einzige kluge Person bey demselben; denn jene scheinen für diesen Tag durch ihre Verkleidungen auf die Vernunft Verzicht gethan zu haben. Da die jungen verkleideten Fischer hier natürlicherweise die soge- nannte Narrenfreiheit haben, so bedienen sie sich der- selben auch öfters in der ausgedehntesten Bedeutung. Sie springen in Brunnen, verüben an den vorüberge- henden allerhand Schabernack, herzen hübsche Mädchen auf öffentlicher Straße, dem sich freilich die guten Din- ger oft recht muthwillig aussezen; und was dergleichen Thorheiten mehr sind. Wein, Bier, Brandtewein, Brod, Köse, Gebaknes, Confituren, Obst etc. etc. Al- les wird untereinander hinein gesoffen und gefressen, so daß man sich nur wundern muß, wie die Leute gesund bleiben können. Wir Weichlinge würden davon freilich krank werden, aber diesen Athleten schadet nichts.© Stadtbibliothek Ulm
Die Ursprünge
Von der Fastnacht in den Sommer
Fischerstechen und Zunfttänze waren zunächst Bestandteil der Ulmer Fastnacht. Als die infolge von Klimawandel, Seuchen und Kriegsgefahr um 1600 ausstarb, wurde das Stechen in den Sommer verlegt und an Ulms wichtigstes Stadtfest, den Schwörmontag gekoppelt. Seit 1950 findet es alle vier Jahre statt.
Gestochene Selbstdarstellung
Schon immer war das Fischerstechen weit mehr als ein schierer Zunftbrauch. Seit wir von ihm wissen, war es für die Stadt Ulm ein Mittel der Selbstdarstellung. So verdanken wir seine erste Beschreibung einem spanischen Hofberichterstatter, weil Ulm anno 1549 den spanischen Prinzen Philipp, Sohn Kaiser Karls V., auf seiner Durchreise mit einem Fischerstechen ehrte. Im 19. Jahrhundert fanden die Stechen ausschließlich zu Anlässen wie Herrscherbesuchen oder bedeutenden Tagungen und Festen statt.
Abbildungen zu den Ursprüngen
- Abbildung 1: Es war zur Fastnachtszeit 1549, als Prinz Philipp, Sohn Kaiser Karls V., auf dem Weg von Spanien in die Niederlande Ulm passierte. Ihm zu Ehren veranstalteten die Fischer, die am Aschermittwoch ihr traditionelles Stechen hielten, eine Woche zuvor eine Sondervorstellung. Die beschrieb der Hofberichterstatter Juan Cristóbal Calvete de Estrella in seinem Reisebericht. Sie [die Ulmer] veranstalteten ein Fest auf der Donau, die an dem großen Gebäude vorbeifließt, dessen Fenster zum Fluss zeigen. Es kamen viele lange, schmale Boote, umrahmt von ihren Trommlern und Pfeifern, von beiden Ufern fuhren die einen flussauf-, die andern flussabwärts. Und auf dem Heck eines jeden Bootes stand ein Mann mit einem Speer in der Hand wie eine Lanze, der an der Spitze eine kleine Scheibe hatte, die mit weißem Leder überzogen war. Von Rudern angetrieben, stürmten die Boote gegeneinander los. Die Trommler schlugen zum Angriff, die auf dem Heck standen legten die Lanzen ein und stießen aufeinander. Beim Zusammenprall brachen einige die Lanzen. Viele wurden von den Booten geschleudert und vollführten große Stürze in den Fluss. Da sie alle ausgesuchte Schwimmer waren, erreichten sie schwimmend die Boote, die sie aufnahmen. Das machten sie viele Male, es war eine tolle Unterhaltung, zumal manchmal bei ein und demselben Treffen beide ins Wasser fielen.© Stadtbibliothek Ulm
- Abbildung 2: Der älteste amtliche Nachweis des Fischerstechens ist ein Verbot: „Der Fischer stechen vff d Thunaw“ steht neben dem Ratsprotokoll- Eintrag vom 20. Februar 1545. Es hält den Beschluss des Ulmer Rats fest, das Fischerstechen abzusagen, das für den Sonntag nach Aschermittwoch geplant war. Ein Grund ist nicht genannt.
- Abbildung 3: Fischerstechen am 12. August 1794: Im 17. Jahrhundert verband sich das Fischerstechen mit dem Ulmer Schwörtag im August. Das Stechen 1794, das erste, von dem es ein Bild gibt, war auch das erste ohne den barbarischen Brauch des „Gänsereißens“. Bis dahin waren drei Gänse mit den Füßen an einem über die Donau gespannten Seil befestigt. Nach dem Stechen fuhren die Teilnehmer darunter durch, packten die Gänse am Kragen, drehten ihn, bis er brach und plumpsten damit ins Wasser.
- Abbildung 4: Das Fischerstechen auf der Donau zu Ehren der Versammlung der deutschen Geschichts- und Alterthumsforscher zu Ulm am 20. September 1855. Der Verlust der reichsstädtischen Verfassung und ihrem Verfassungsfest, dem Schwörtag, nahm dem Fischerstechen seine Regelmäßigkeit. Nunmehr waren es besondere Ereignisse, etwa Königsbesuche, die Anlass für ein Stechen boten. Doch waren es nicht nur Herrscherfiguren, für welche die Ulmer Fischer antraten. Als Ulm 1836 Schauplatz des Schwäbischen Sängerfestes war, als 1842 die Philologen hier tagten und als die deutschen Geschichts- und Altertumsforscher sich 1855 hier versammelten, krönte jeweils ein Fischerstechen diese Versammlungen.
- Abbildung 5: Fischerstechen 1912.Das erste große Fischerstechen des 20. Jahrhunderts galt der neuen Gänstorbrücke, die am Schwörmontag, dem 1. Juli 1912, eingeweiht wurde. Veranstalter war nun der Verein für den Fremdenverkehr, der plante, dieses Spektakel alljährlich zu wiederholen. Daraus wurde allerdings nichts. Erst zehn Jahre später, als in Ulm der „deutsche Bauerntag“ stattfand, fand das nächste statt – natürlich wie schon das davor mit maßgeblicher Beteiligung der „Räsen“. Das Stechen von 1912 und der vorausgegangene „Fischertanz“ des Festzuges wurden auf Postkarten verewigt.
- Abbildung 6: Fischertanz 1912, Postkarte
- Abbildung 7: Titelseite Ulmer Tagblatt / Ulmer Sturm vom Samstag, 10. August 1935. Den Fischerstechen von 1922 und 1927 folgte eine achtjährige Pause. Mittlerweile hatten die Nationalsozialisten die Macht übernommen. Sie erklärten das Fischerstechen zum „heiligen Erbe“, betteten es in eine pompöse „Ulmer Heimatwoche“ ein, was der Schifferverein als Träger dieses Brauchs nutzte, um dem Stechen samt dem Festzug seine bis heute geltende Dramaturgie und sein Aussehen zu verleihen. Die „Kostümreform“ von 1935 griff auf historische Vorbilder zurück. Das Stechen fand im braunen Fahrwasser statt: Als Überraschungspaar trat das schwäbische Bäuerlein von der Alb gegen den jüdischen Hypothekenvermittler an.
- Abbildung 8: Nazi-Oberbürgermeister Foerster mit den neu eingekleideten Schalksnarren beim Fischerstechen 1935
Die Fischerfamilien
Die Räsen
Träger des Fischerstechens sind seit jeher die „Räsen“. So wurden die Bewohner des Fischerviertels bezeichnet ob ihrer „räsen“ (herben) Art. Jahrhundertelang bestand die Fischer- und Schifferzunft und deren Nachfolger, der einstige Ulmer Schifferverein (USV), zum Großteil aus denselben Familien.

Molfenter, Kässbohrer, Heilbronner …
Schon in der ersten Beschreibung der Ulmer Fischerzunft von 1488 sind die Namen von Familien erwähnt, die bis heute zu den „Räsen“ zählen. Im 19. Jahrhundert waren es die Molfenter, Scheuffele Scheiffele, Käßbohrer, Hägele, Rueß, Glaser, Hailbronner / Heilbronner, Held und Schultes. Sie dominieren auch die Zunfttafel der Schiffleute, auf der 132 Meister verewigt sind. Auch die legendäre Schwanenwirtin war eine Räse. Sie trotzte dem Befehl feindlicher Offiziere, deren Herrscher hochleben zu lassen.
Abbildungen zu den Fischerfamilien
- Abbildung 1: Felix Fabri, Tractatus de civitate Ulmensi (Abhandlung über die Stadt Ulm), 1488/89, fol. 309 r: Der Dominikanerfrater Felix Fabri beschreibt 1488/89 in seiner „Abhandlung über die Stadt Ulm“ ihr Aussehen, ihre Geschichte und Gesellschaftsordnung, darunter die 17 Zünfte. Unter ihnen nehmen die Fischer den siebenten Rang ein. (Transkript:) Septima zunfta sunt piscatores, ad quam computantur eciam ratium et navium ac struum ductores. In hac sunt Ruosen, Malwarter, Kalharten etc. In hac eciam sunt garnsieder, ut Goetzen. Die siebente Zunft sind die Fischer, zu der auch die Führer von Flößen, Schiffen und Brennholz-Triften gezählt werden. In ihr sind die Rueß, Malwarter [Molfenter?], Kalhart und so weiter. In dieser Zunft sind auch Garnsieder wie die Familie Götz.© Stadtbibliothek Ulm
- Abbildung 2: Im November 1530 mussten Ulms stimmberechtigte Bürger, darunter die Zünfte, sich für oder gegen die Reformation entscheiden. In der Abstimmungsliste der Fischerzunft finden sich die vertrauten Namen. 14 von insgesamt 79 Stimmberechtigten wollten beim alten Glauben bleiben. Hernach volgen die personen so der kay[serlichen] M[ayestä]t. Abschid uf dem Reichs tag zu Augspurg beschlossen, Annemen wöllen 1. Gilg Kesborer 2. Petter Hailtpronner alter Zunfftmaister, 3. Hanns Schwartzman alter Zunfftmaister. 4. Hanns Dir. 5. Michel Swartzman, 6. Claus Käsborer. 7. Connrat Hailtpronner, 8. Teis Wilhalm, 9. Michel Klain 10. Vtz Böck 11. Jacob Ruß. 12. Claus Böck. 13. Martin Molfennter. 14. Hanns Hotoho.© Stadtarchiv Ulm
- Abbildung 3: Ulmer Adressbuch von 1849. Die Liste der 51 Schiffer aus dem Jahr 1848 nennt 15 Molfenter, 11 Scheuffele, 5 Käßbohrer, 4 Hägele, 3 Rueß. 2 Glaser, Heilbronner, Held, Scheiffele und Schultes sowie einen Maier. Viele davon teilen sich Vor- und Nachnamen, etwa Johannes Hägele I. und Johannes Hägele II. Den Johannes Molfenter gibt es sogar dreimal.
- Abbildung 4: „Unfreundlich, rau, kratzig, hitzig“, so definiert das Schwäbische Wörterbuch das Eigenschaftswort räs und vermerkt, dass Die Räsen der „Übername der Ulmer Fischer“ ist. Man kann räs auch freundlicher übersetzen: „unverblümt, ehrlich bis zur Schmerzgrenze, charakterfest“. Somit ist es ein Ulmer Ehrentitel. Übernamen waren ein Kennzeichen der Räsen. Die Zahl ihrer Familiennamen beschränkte sich im 19. Jahrhundert auf ein knappes Dutzend; ihren Vornamen mangelte es ebenfalls an Vielfalt. Um einen Räsen zweifelsfrei zu identifizieren, bedurfte es daher eindeutiger Übernamen wie Pfurrer, Schelle, Gockeler, Hennenpicker, Weinrebahans, Zeitbeerfrieder, Obanaus oder Siedignei.© Lioba Geggerle
- Abbildung 5: Im 16. Jahrhundert waren im Münster die Sitzplätzen knapp. Wer es sich leisten konnte, kaufte einen. Den sicherte er sich mit einem Schildchen, das seinen Namen, seine Hausmarke oder sonst ein Symbol trug. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war dies im Münster und der Dreifaltigkeitskirche üblich. Die Namensschilder der Ulmer Schifferfamilien wiesen bevorzugt ein Ulmer Schiff auf – und natürlich die immer wiederkehrenden alten Familiennamen.© logolio
- Abbildung 6: Namensschild des Joh. Christoph Glaser 1818 für einen Kirchensitz
- Abbildung 7: Namensschilder des Johann Matheus Scheiffele und des J.J. Molfenter für Kirchensitze
- Abbildung 8: Julius Füsslen: 18. J. “Schwanenwirtin von Ulm”. Vermutlich Entwurf für den Münsterfestzug 1890. Ulm war im Spanischen Erbfolgekrieg von den Bayern besetzt worden, deren Besatzungs-Offiziere am 14. März 1703 im Wirtshaus zum Schwanen feierten. Sie wollten die Wirtin Sabina Heilbronnerin, eine Räse, zwingen, den bayerischen Kurfürsten Max Emanuel hochleben zu lassen. Doch die erhob ihr Glas auf den deutschen Kaiser Leopold I. und warf es dann durchs Fenster auf den Weinhof hinunter. Dort blieb es – o Wunder – unversehrt stehen. Zwei Jahre später hat der Ulmer Goldschmiedemeister Johann Conrad Sandberger das Glas gefasst und mit einem Deckel versehen, in den er dieses Ereignis in Spiralform eingraviert hat. In das Glas sind die Worte “Gott Mit Unß geritzt”, angeblich von der Schwanenwirtin.© Privatbesitz
- Abbildung 9: Ulmer Schwanenpokal. Gefasst und mit Deckel versehen von Johann Conrad Sandberger (1669-1747), Ulm 1705. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart. GRAVUR AUF DER DECKEL-INNENSEITE Als 1700 Jahr und 3. darzu die Christzahl war, am 15. Merzen tag. nach des Graff Schlicken niederlag bey Passau hier Victorie schossen die Beyer und brav wein zugossen dem Beyerfürsten u. franzosen Mit manchem Vivat lieb zu Kosen, Da zechten bey den Schwanen hier 8 Beyerische Officier die schmissen ihr gesundheits glas allzeit hinunter auf die gass. Die Würthin solte thun des / gleichen Wolt doch vom Keyser nicht abweichen. nahm dieses glas zu ihren handen, und rieff den Beyeren zu schanden das Vivat Leopoldus aus. Er lebe, u. sein / ganzes Haus That drauf bescheid, de sichs begab, Das sie durchs Fenster hoch hinab 30. ganzer Schuh das glas wegschmisse, doch unzerbro / chen ohne Risse. Man sah es auffrecht auf 2. Steinen Da stehen wider als Vermeinen. Drauff von den Beyern ein Soldat / der damals die aufwartung that, bin nagel schmidt von Biberach dis glas herauf geholt zur Schmach / Der Beyer, die darob sehr stutzten Die würthin auch nit mehr so truzten. Die sich ob dieser / Wunderthat, Gar sehr in Gott erfreuet hat, und schrieb zur stäten Key / sertreue Auf dieses Glas; Gott mit uns seye. / F.M.MBeck. Sabina Heilbronerin.© Württembergisches Landesmuseum Stuttgart
Das Handwerk – Vom Fischer zum Schiffer
Die Ulmer Fischer bestritten auch den Waren- und Personentransport auf der Donau, zunächst mit Flößen. Seit 1570 benutzten sie Schiffe. So wurden sie zudem Schiffer und Schopper = Schiffbauer. Ihre Produkte sind bekannt als „Ulmer Schachteln“, ursprünglich ein Spottname, aber längst ein Ulmer Symbol.

Weitere Abbildungen
- Abbildung 1: Johannes Hans, Ulm von Südosten. Um 1810. Die östliche Spitze der Donauinsel heißt Schwal. Hier legten die Ulmer Donauschiffe ab und die flussaufwärts getreidelten „Bayerschiffe“ an. Hier wurden die für den Transport vorgesehenen Güter gelagert und verladen. Hier stiegen die Passagiere an Bord.
- Abbildung 2: Johann Andreas Schneck, Blick auf die Schopperplätze, 18. Jh. Vom Fenster des Gasthofs zur Krone konnte man den Schoppern am gegenüberliegenden Donauufer bei ihrer Arbeit zusehen. Sie trugen schwarze Kniebundhosen, weiße Hemden und Strümpfe, rote Westen und vermutlich Strohhüte.
- Abbildung 4: Sie ist eines der Ulmer Symbole, die so genannte „Ulmer Schachtel“. Die Ulmer Schiffleute empfanden diese Bezeichnung allerdings als Beleidigung. Als solche war sie gedacht, als sie in den 1840er-Jahren von einem Stuttgarter Parlamentarier erfunden wurde. In Ulm hieß dieser Schiffstyp „Zille“ oder „Plätte“, und sofern sie „ordinari“ = fahrplanmäßig verkehrte, „Ordinäre“. Die ersten Fernhandelsschiffe wurden in Ulm 1570 gebaut. Seither hat sich ihre Form und Größe immer den Bedürfnissen und Gegebenheiten angepasst. Ende des 19. Jahrhunderts erreichten sie eine Länge von 30 Metern und eine Tragkraft von 440 Tonnen.© Museum Ulm
- Abbildung 5:Wasserfahrt beim Hohen Steg. Ein Hauptvergnügen der Ulmer waren die Wasserfahrten. Dazu bestellte eine Gesellschaft eine Zille samt Fahrer, nahm gegebenenfalls noch Musikanten mit an Bord oder setzte sie auf eine zweite Zille und fuhr mit Musik und Gesang flussabwärts in die Ulmer Naherholungsgebiete.© Museum Ulm
- Abbildung 6: Nikolaus Kleemann: Vorstellung von der den 28. Februar 1784 durch das Anschwellen der Donau bey Ulm erfolgten Überschwemmung. Ulmer Schiffleute waren es, die einem hochdramatischen Ereignis am 28. Februar 1784 zu einem glücklichen Ende verhalfen. Ein Eisstoß hatte die Herdbrücke getroffen, auf der sich gerade der Zimmergeselle Michael Edelmann befand. Der fiel in die reißende Donau, klammerte sich an einen Balken und trieb eine halbe Stunde flussabwärts, bis ihn zwei Schiffleute beim Hohen Steg aus den Fluten retteten.
Waren, Krieger, Emigranten
Die Donauschifffahrt spielte eine bedeutende Rolle in Ulms Transportwesen. Das Warenspektrum, das auf der Donau hinabfuhr, wuchs ständig und reichte schließlich von den traditionellen Weinfässern bis zur Lokomotive. Nicht minder wichtig waren die Personentransporte, sei es von ganzen Kriegerheeren, die gegen die Türken zogen, bis zu den Auswanderern, die später die verödeten Gebiete in Südosteuropa besiedelten. Die Konkurrenz der Schiene und der Straße grub der Ulmer Donauschifffahrt allerdings das Wasser ab.
Weitere Abbildungen
- Abbildung 1: Stiftungsbuch des Ulmer Funden- und Waisenhauses. Im November 1662 beförderte „Ein Erbare Gesellschafft der SchiffLeute“ einen kaiserlichen Gesandten mit sieben großen Schiffen nach Wien. Damit die Fahrt gut verliefe, hatten ihre Frauen zuvor einen Kreuzer und zwei Wecken an die armen Waisen verteilt und dasselbe für künftige Fahrten versprochen.
- Abbildung 2: Zu den Kultgegenständen der Zünfte gehörte der als „Willkomm“ bezeichnete Zunftpokal. Der Willkomm der Ulmer Fischer- und Schifferzunft hat die Form eines Schiffes und trägt die Jahreszahl 1627, ist aber wohl etwas später entstanden und wurde 1757 renoviert. Von seinem Rand hängen 30 Gedenkmünzen, unter anderem von der dankbaren Kundschaft. © Kopie des Zunftpokals der Ulmer Schifferzunft. Original im Museum Ulm
- Abbildung 3: Die prominentesten Fahrgäste der Ulmer Schifferzunft, das Kaiserpaar Maria Theresia und Franz I., zeigt eine der Medaillen am Willkomm. Ihre Rückseite trägt die Aufschrift: „Anno 1745 den 19. Oktober hat eine ehrbare Meisterschaft beide kaiserliche Majestäten mit 34 Schiff von Ulm abgeführet und sind den 27. Oktober erfreulich in Wien angekommen. © Kopie des Zunftpokals der Ulmer Schifferzunft. Original im Museum Ulm
- Abbildung 4: Einschiffung der Truppen des Schwäbischen Reichskreises am 30. August 1684. 4000 Mann zu Fuß und 1000 Mann zu Pferd bestiegen im August 1683 in Ulm die Schiffe und Flöße, um in das von den Türken bedrohte Wien zu fahren. Ein Jahr später, 1684, wurden 3000 Mann nach Ungarn befördert, wohin die Türken sich zurückgezogen hatten.
- Abbildung 5:Jacob Alt: Baiern. Kalkfelsen zwischen Weltenburg und Kellheim. Aus: Donau-Ansichten vom Ursprunge bis zum Ausflusse ins Meer. Wien 1824. Von 1712 an fuhren die Ulmer Schiffe „ordinari“, fahrplanmäßig. Daher der Name „Ordinarischiffe“. Die hatten auch Passagiere an Bord. Daneben gab es außerfahrplanmäßige Extraschiffe für vornehme Fahrgäste und solche, die es eilig hatten.
- Abbildung 6: Protokollbuch des Ulmer Schiffervereins, Eintrag vom 7. Januar 1851. Die große Auswanderungswelle begann im 18. Jahrhundert und hielt im 19. Jahrhundert noch an. Schier unglaublich ist, wie viele Menschen sich auf einem Schiff drängten. „150 bis 200 Köpfe samt Gepäck“ passten 1851 laut Eintrag im Protokollbuch des Schiffervereins auf „1 große Plätte [= Zille]“, die damals 22 m lang und knapp 5 m breit war.
- Abbildung 7: In vier Tagen nach Wien! Das war ein Sonderangebot des Ulmer Schiffervereins (USV) an besonders eilige Reisende. Normalerweise brauchte ein „ordinaires Schiff“ für diese Fahrt zehn bis zwölf Tage. Im Mai 1841 aber bot der USV reine Passagierschiffe an, die in zwei Tagen Regensburg erreichten, von wo man per Dampfschiff in weiteren zwei Tagen nach Wien gelangte.© Schifferverein
- Abbildung 8: Da der Wasserweg schneller und bequemer war, zogen Reisende die Fahrt auf dem Schiff der auf dem Wagen vor. Auch ein Großteil des Warenverkehrs wurde von Ulm über die Donau weiterverfrachtet. Die Art dieser Güter veränderte sich über die Jahrhunderte. Waren es zunächst Wein, Schnecken, Ulmer Spielkarten, Oblaten, Leinwand und dergleichen, transportierten die Ulmer Schiffe zuletzt Käse, Kaffee, Kuckucksuhren, Pflüge, Asphalt. Das Aufkommen der Eisenbahn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte den Warentransport zu Land schneller und grub der gewerblichen Ulmer Donauschifffahrt vollends das Wasser ab.
- Abbildung 9: Der Wasserweg war früher zwar schneller und bequemer als der beschwerliche Landweg. Doch auch er barg lebensbedrohliche Gefahren wie Brücken, die zu durchfahren waren. Baumstämme und Wurzelstöcke im Flussbett konnten ein Schiff leck schlagen. Dramatische Szenen spielten sich am 22. Juni 1837 bei Donaustauf unterhalb von Regensburg ab. Ein „Wiener Ordinarischiff“ aus Regensburg war an die dortige Holzbrücke gestoßen und hatte sie zum Einsturz gebracht. Einige der 70 Passagiere wurden durch herabfallende Balken erschlagen, andere ertranken in den Fluten. Sieben Menschen sind dabei ums Leben gekommen.Schiffsunglück am am 22. Juni 1837 bei Donaustauf.
- Abbildung 10: Sand und Kies zu transportieren und das Material aus der Donau zu befördern, gehörte seit jeher zu den Tätigkeiten der Ulmer Schiffleute. Im Zeitalter der Industrialisierung nutzten sie dazu geeignete Maschinen. Die schwimmbaren Untersätze dafür bauten sie selber.
- Abbildung 11: Baden war in Ulm schon immer ein beliebter Volkssport, aber nicht ganz ungefährlich und auch nicht immer mit den Anstandsregeln vereinbar. Die Lösung boten die Räsen, indem sie Badehäuschen auf den Fluss setzten, in denen ein Trog aus Holzlatten Gelegenheit bot, sich diskret und gefahrlos in der Donau zu baden. Es gab auch große Schwimmbäder, die nach dem gleichen Prinzip konstruiert waren, in denen Damen und Herren aber zu getrennten Zeiten Zutritt hatten.
100 Jahre Ulmer Schifferverein
Ende und Neubeginn
Mit der gewerblichen Ulmer Donauschifffahrt erlosch Ende des 19. Jahrhundert auch ihre Interessenvertretung, der Ulmer Schifferverein (USV). Allerdings waren die Räsen die Garanten des für Ulm so wichtigen Fischerstechens. Um dieses weiterhin zu bewahren, bedurfte es einer entsprechenden Organisation.

100 Jahre Ulmer Schifferverein – Vereinzweck Fischerstechen
Vor 100 Jahren, am 31. August 1922, haben 14 Nachkommender Ulmer Schifferfamilien den Ulmer Schifferverein neu gegründet. Hauptaufgabe war, „das altbekannte Ulmer Fischerstechen auf der Donau abzuhalten unter strenger Wahrnehmung seiner historischen Eigenart“. Mit dem Festhalten an dieser jahrhundertealten Tradition und an den alten, strengen Regeln hat der neue USV dem Ulmer Fischerstechen sein Alleinstellungsmerkmal gesichert, das es bis heute von allen anderen Fischerstechen unterscheidet.

OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Stadtarchiv Ulm (15. Oktober 2025). Ausstellung „Trocken oder nass? 100 Jahre Schifferverein und die Tradition des Ulmer Fischerstechens“. ULMA. Abgerufen am 16. November 2025 von https://ulmarchiv.hypotheses.org/6142























































