Ausstellung “150 Jahre Synagoge in Ulm”
Am 12. September 1873 wurde in Ulm die erste neuzeitliche Synagoge errichtet, nachdem sich seit 1806 erstmals wieder Juden in der ehemaligen Reichsstadt ansiedeln durften. Zunächst mussten die Mitglieder der jüdischen Gemeinde noch den Gottesdienst in Laupheim besuchen, seit 1845 war Ulm Filialgemeinde, die Filialgottesdienste abhalten durfte. Gebetsort war ein angemieteter Raum im Gasthof „Schwanen“ auf dem Weinhof. 1856 erhielt Ulm einen Kirchenvorstand und ständigen Vorsänger und Lehrer, seit 1888 einen Rabbiner. Nach dreijähriger Bauzeit wurde 1873 eine Synagoge nach Plänen des Stuttgarter Baurats Adolf Wolff errichtet. Das dazugehörige Gemeindehaus befand sich am Weinhof 3. Die Synagoge wurde außen und innen im orientalisierenden Stil gestaltet und mit einer Orgel ausgestattet. Die Eröffnung wurde unter großer Anteilnahme auch der christlichen Bevölkerung und der städtischen Prominenz begangen. Zu diesem Jubiläum präsentierte das Stadtarchiv in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine kleine Ausstellung, die auch weiterhin – in leicht veränderter Form – online präsentiert wird.
Ulmer jüdische Gemeinde im 19. Jahrhundert
1806 siedelten sich Juden erstmals wieder in Ulm an, nachdem ihnen seit 1499 untersagt war, sich in der Stadt niederzulassen. Seit Mitte des Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner Ulms auf 694 im Jahre 1880 an. Es entwickelte sich ein reiches Gemeindeleben. Unter anderem wurden der Israelitische Wohltätigkeitsverein und der Israelitische Frauenverein gegründet. Juden waren auch Mitglieder von christlichen Vereinen sowie ab 1861 im Bürgerausschuss und ab 1899 im Gemeinderat vertreten.
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Stiftung der Jüdischen Gemeinde zum Münsterjubiläum 1877
1877, zum 500. Jahrestag der Grundsteinlegung des Ulmer Münsters, wurde von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde dem Ulmer Münster die von dem Ulmer Bildhauer Carl Federlin 1898 angefertigte Skulptur des Propheten Jeremias gestiftet, um “nicht nur am Gedeihen unserer Stadt in der Gegenwart eifrig mitzuarbeiten, sondern auch ihrer großen Vergangenheit in politischer und künstlerischer Beziehung ein warmes Herz entgegenzubringen.” Ein 86 Mitglieder starkes Komitee stiftete 1.300 Mark für die Jeremias-Skulptur. Unter ihnen befanden sich Albert Einsteins Vater Hermann Einstein und seine Onkel August Einstein und Kosman Dreyfus. Stifter waren auch die mit den Einsteins befreundeten Moses Levi, Teilhaber der Bettfedernfabrik Israel & Levi im Haus Weinhof 19, und der Bankier Gustav Maier.
Die Ulmer Synagoge
Im März 1867 erwarb die Israelitische Kultusgemeinde ein Rotgerberhaus am Weinhof, das für den Bau einer Synagoge abgerissen wurde. Nach dreijähriger Bauzeit wurde die nach Plänen des Stuttgarter Baurats Adolf Wolff errichtete Synagoge am 12. September 1873 unter großer Anteilnahme auch der christlichen Bevölkerung und der städtischen Prominenz eingeweiht. Das dazugehörige Gemeindehaus befand sich am Weinhof 3. Zu ihrer Errichtung hatte die evangelische Kirchengemeinde 1869 einen Kredit i.H.v. 40.000 Gulden eingeräumt und die Stadt Ulm einen Baukostenzuschuss von 2.000 Mark gegeben. Der Kredit sicherte knapp ein Drittel der Gesamtbaukosten für Synagoge und Gemeindehaus. Durch den Kauf von Synagogenplätzen finanzierten die jüdischen Gemeindemitglieder den Bau mit.
Die Synagoge war ursprünglich innen und außen im maurischen Stil gehalten und in zwei Stockwerke unterteilt. Die Fenster waren bunt verglast. Eine Besonderheit bestand vor allem darin, dass die Synagoge über eine Orgel verfügte. Neben der Orgel sorgte auch ein Synagogenchor für die musikalische Untermalung der Gottesdienste.1928 wurden die vier golden schimmernden Kuppeln auf Anregung des Gemeinderats durch schlichte Pyramidendächer nach Plänen der Architekten Bloch und Guggenheimer aus Stuttgart ersetzt.

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Lageplan des Weinhofs mit Synagoge um 1900
Der Weinhof war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der lokale Schwerpunkt jüdischen Lebens in Ulm. Bereits um die Jahrhundertmitte hatte die Israelitische Kultusgemeinde hier einen Gebetsraum im Gasthof „Schwanen“ angemietet. Am Weinhof 3 stand das Gemeindehaus, im Weinhof 19, dem “Engländer”, wohnten die Großeltern von Albert Einstein, hier befand sich auch die Bettfedernfabrik Israel & Levi. Der nahegelegene Gasthof “Zum Mohren” war Vereinslokal des Israelitischen Lesevereins.

Einweihung unter großer Anteilnahme
Die Eröffnung der Synagoge am 12. September 1873 wurde unter großer Anteilnahme der ganzen Stadt begangen. Die Ulmer Schnellpost begleitete die Vorbereitungen zur Eröffnung und berichtete im Anschluss ausführlich und enthusiastisch. Der überwiegende Teil der israelitischen Gemeinde in Ulm war liberal. Die Synagoge wurde außen und innen prächtig im maurischen Stil gestaltet und mit einer Orgel ausgestattet. Der Einbau des Instruments war für eine kleine Gruppe orthodoxer Juden ein Grund, das neue Gotteshaus nicht zu betreten. Die israelitische Gemeinde war in der Planungs- und Erbauungszeit der Synagoge (1869-1873) zahlenmäßig stark angewachsen, so dass bei ihrer Eröffnung Teilnahmebeschränkungen eingeführt werden mussten.

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- Abbildung 1: Ulmer Schnellpost, 3. April 1872. Etwa 1 ½ Jahre vor der Eröffnung schrieb der Israelitische Kirchenvorstand die Stelle eines Organisten aus. Unerheblich war, welcher Konfession der künftige Organist angehörte, hingegen wichtig, dass alle Gottesdienste, egal ob an Sabbat oder sonstigen jüdischen Fest- und Feiertagen, musikalisch umrahmt wurden.
- Abbildung 2: Ulmer Schnellpost, 4. September 1873. Zehn Tage vor der Eröffnungsfeier wurde deutlich, dass an der Feier nicht alle Interessierten teilnehmen konnten. Die israelitische Gemeinde beschränkte die Plätze. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre erhielten keine Karten. Als Ehrengäste waren neben der Geistlichkeit auch die städtische und staatliche Prominenz eingeladen, ferner ging ein Kartenkontingent an weitere Ulmerinnen und Ulmer. Um aber dem großen Interesse an der neuen Synagoge entgegenzukommen, sollte es einen Tag der offenen Tür geben.
- Abbildung 3: Ulmer Schnellpost, 11. September 1873. Das Programm der Eröffnung wird veröffentlicht: 16 Uhr: Schlussgottesdienst in der “Alten Synagoge” – also im alten Betsaal im Gasthof Schwanen am Weinhof. Aushebung der Thora-Rollen, Übergabe an die anwesenden Rabbiner und Vorsänger. 16.30 Uhr: Festzug mit den Ehrengästen, dem Festkomitee, den Thora-Trägern, dem Kirchenvorsteher sowie den Männern der Gemeinde, der Schuljugend und dem Synagogen-Chor. Schlüsselübergabe am Hauptportal durch Architekt Adolf Wolff, Ansprachen. Eintritt des Festzuges in die Synagoge. Festrede durch Bezirksrabbiner Walder. 17 Uhr Bankett in der Tuchhalle
- Abbildung 4: Ulmer Schnellpost, 11. September 1873. Anzeige Eintrittsbeschränkung
- Abbildung 5: Postkarte Weinhof. Die Synagoge mit Kuppeltürmen im maurischen Stil
- Abbildung 6: Ulmer Schnellpost, 12. September 1873. Über den Tag der Einweihung berichtete die Zeitung begeistert und stellte eine Freude der Synagogen-Eröffnung “weit über die Kreise des Judenthums hinaus” fest. Dies wurde als Beleg einer gesellschaftlichen Offenheit und des Fortschritts gewertet gegenüber dem “wahnsinnigen Fanatismus einer noch heute bisweilen als “guten alten” vergötterten Zeit”.
Der Antisemitismus breitet sich immer mehr aus
Seit den 1880er Jahren breitete sich auch in Ulm der Antisemitismus immer mehr aus. In Ulm entstand 1891 eine Ortsgruppe der Antisemitischen Partei, die die Tageszeitung „Ulmer Schnellpost“ als Organ benutzte. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg erhielt der Antisemitismus in Deutschland großen Auftrieb. Vergeblich wies die schon 1918 in Ulm gegründete Ortsgruppe des „Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten“ auf den überproportional hohen Blutzoll jüdischer Soldaten im Weltkrieg hin. 1922 entstand in Ulm eine NSDAP-Ortsgruppe, die 1928 den Landesparteitag ausrichtete. Wohl nicht zuletzt aufgrund solcher um sich greifender antisemitischer Strömungen ließ die israelitische Kultusgemeinde 1928 im Zuge einer umfassenden Renovierung der Synagoge die „fremdländisch anmutenden“ Kuppeln durch neoklassizistische Flachpyramiden nach Plänen der Architekten Bloch und Guggenheimer aus Stuttgart ersetzen.
Die Ulmer Rabbiner
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die in Ulm lebenden Juden keine eigenständige Gemeinde mit eigenem Rabbiner. Zu den Feiertagen, Festen und zu Beerdigungen mussten sie nach Laupheim fahren. Am 3. Februar 1845 fand der erste Filialgottesdienst in Ulm statt. Gebetsort war ein angemieteter Raum im Gasthof „Schwanen“ auf dem Weinhof. Vorsänger war Simon Einstein, Vorsteher der Gemeinde waren Seligmann Gugenheim, Dr. Isak Röder und Rechtsanwalt Jakob Heß. Erst 1888, 15 Jahre nach Einweihung der Synagoge, gestand die Israelitische Oberkirchengemeinde der Ulmer Kulturgemeinde die Unabhängigkeit von Laupheim zu. Nun konnte die Gemeinde ihren Rabbiner wählen. Das religiöse Oberhaupt hatte in der liberalen Gemeinde weitere Aufgaben und unterrichtete auch die jüdischen Kinder.
Zeitweise befand sich das Rabbinat im Weinhof 3, zuletzt in der Langen Straße 18.
Zu den Abbildungen
- Abbildung 1: Erster Rabbiner der Ulmer Gemeinde wurde 1888 der aus Ungarn stammende Dr. Salomon Fried (geb. 1847, gest. 1906, Rabbiner 1888-1906). Zu seiner Beisetzung am 4. Februar 1906 waren hochrangige Vertreter aus Stadt und Verwaltung sowie Repräsentanten der christlichen Kirchen erschienen. (Ulmer Tagblatt, 5. Februar 1906)
- Abbildung 2: Rabbiner Ferdinand Straßburger starb am 18.12.1927. Die Witwe Alice Straßburger bedankt sich bei Oberbürgermeister Emil Schwammberger für die Beileidsbekundungen und bittet um Zusendung einer Niederschrift der von ihm gehaltenen Trauerrede.
- Abbildung 3: Rabbiner Dr. Ferdinand Straßburger (geb. 1884, gest. 1927). Dr. Ferdinand Straßburger wurde in Buchau am Federsee geboren. Er war in seiner Geburtsstadt als Rabbiner tätig, als sein Bruder verstarb. 1916 folgte er ihm als Ulmer Rabbiner nach. Auch er blieb bis zu seinem frühen Tod 1927 im Amt.
- Abbildung 4: Jesaja Straßburger (geb. 1871, gest. 1915) wurde in Buttenhausen geboren. Bevor er 1906 das Rabbinat in Ulm übernahm, war er in Göppingen tätig. Auch er verstarb – nur 44jährig – im Amt.
- Abbildung 5: Sneur Trebnik (*1975 in Kfor Chabat, Israel) ist seit März 2000 Ortsrabbiner in Ulm. Im 12. Jahr seines Rabbinats wurde eine neue Synagoge mit Gemeindezentrum am Weinhof eröffnet, nur wenige Meter vom früheren Standort entfernt.
Terror und Verfolgung unter nationalsozialistischer Herrschaft
Unmittelbar nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten begannen in Ulm Repressalien gegen Juden. Bereits im März 1933 gab es erste Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte.
Die rassistisch motivierte Diskriminierung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung steigerten sich ständig. Teil der antisemitischen Aktionen war auch die Kampagne der NS-Presse zur Entfernung der Jesaja-Inschrift „Mein Haus heiße ein Bethaus für alle Völker“ im November 1937 und noch vor dem Pogrom die Forderung nach Abriss der Synagoge in Ulm.
1933 hatte Ulm 530 jüdische Einwohner. Viele emigrierten in der Folgezeit.
Nach dem Novemberpogrom 1938 flohen alle, die konnten, ins Ausland. Am 30. August 1939 erfolgte die formale Auflösung der Ulmer Gemeinde. Die noch in Ulm lebenden Juden wurden u.a. in „Judenhäusern“ ghettoisiert und zwischen 1941 und 1943 in Konzentrations- oder Vernichtungslager deportiert. Ihr Vermögen wurde zuvor enteignet.
Dem nationalsozialistischen Massenmord fielen 152 Ulmer Juden zum Opfer. Werden die in Ulm geborenen und vor 1933 verzogenen jüdischen Ulmerinnen und Ulmer hinzu, beläuft sich die Zahl der Ermordeten auf 220. Nur wenige konnten überleben.

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Rabbiner Dr. Julius Cohn und seine Frau Dorothea Cohn, geb. Meth
Der Ulmer Rabbiner Dr. Julius Cohn und seine Frau Dorothea Cohn, geb. Meth. Dr. Julius Cohn (1878-1940) wurde in Gaudenz/Polen geboren. Er übernahm 1928 das Ulmer Rabbinat. Zuvor war er Bezirksrabbiner in Cannstatt. Cohn sollte der letzte Ulmer Rabbiner für lange Zeit sein. An ihn erinnert sich die 1921 in Ulm geborene Ann Dorzback, geb. Wallersteiner: „Seine Predigten waren interessant, vielseitig und sinnvoll. Da er ein sehr reines Deutsch sprach, waren seine Worte immer deutlich zu verstehen, sogar für uns Kinder.“ In der Pogromnacht am 9.11.1938 wurde Rabbiner Cohn aus seinem Haus gezerrt und auf dem Weinhof mit Schlägen und Tritten schwer verletzt. Er entschloss sich zur Ausreise und hielt am 4.4.1939 seine Abschiedspredigt vor der Ulmer Gemeinde mit dem Text „Meine Hilfe kommt von Gott“ (Psalm 121). Im Mai 1939 emigrierte Julius Cohn nach Großbritannien. Ernst Otto, der Sohn seiner zweiten Ehefrau Dorothea, folgte ihm. Julius Cohn starb an den Spätfolgen seiner Verletzungen am 18.3.1940. Dorothea (geb. Meth, *1904 in Schwäbisch Gmünd) gelang die Ausreise aufgrund des Kriegsausbruchs nicht mehr. Sie wurde am 22.8.1942 in das KZ Theresienstadt deportiert und von dort am 19.10.1944 nach Auschwitz transportiert und ermordet.
Deportation in Ulm 1941
Am 28.11.1941 mussten sich 21 Ulmer Juden im Schwörhaus auf dem Weinhof melden. Danach kamen sie vom Ulmer Hauptbahnhof mit dem Zug ins Sammellager Killesberg bei Stuttgart. Ihr Eigentum war zuvor beschlagnahmt und später versteigert worden. In Stuttgart wurden sie registriert, ihrer letzten Habseligkeiten beraubt und am 1. Dezember nach Riga transportiert. Von dieser ersten Deportation von Ulmer Juden überlebte nur einer: Erwin Ullmann. Weitere Deportationen folgten. Die das KZ Theresienstadt überlebende Resi Weglein aus Ulm berichtete über ihre Ankunft im Sammellager Killesberg (August 1942) „Gleich beim Eintritt in die Ausstellungshalle wieder Leibesvisitation, bei der meinem Mann die Uhr mit Kette und das Geld abgenommen wurde. Als er sich wehrte und sagte, er sei hundertprozentig Kriegsbeschädigter, wurde erwidert, daß das keine Rolle spiele, da kein Jude eine 900 gestempelte Uhr haben dürfe. Aus meiner Handtasche wurden Kölnisch Wasser und Schokolade gestohlen. […] Killesberg Diese Nacht des Wahnsinns und des Grauens bleibt unvergessen. 1076 Menschen, meist über 65 Jahre alt, […] saßen auf Stühlen und mussten so schlafen. Etwa 50 ganz schwere Patienten hatten eine schlechte Lagerstatt, z. T. nur ein unbezogenes Oberbett auf der Erde. […] An Schlafen war nicht zu denken, da einige irrsinnige Menschen die ganze Nacht schrien. […] Acht arme alte Menschen sind in dieser Nacht gestorben, zwölf haben wir sterbend zurückgelassen.“
Novemberpogrom und Zerstörung der Ulmer Synagoge
In der reichsweit organisierten Pogromnacht vom 9./10. November 1938 wurden in Ulm Mitglieder der jüdischen Gemeinde, unter ihnen Rabbiner Dr. Julius Cohn, im Brunnen auf dem Weinhof unmittelbar vor der Synagoge zusammengetrieben und brutal misshandelt. Einige der anschließend Inhaftierten wurden in das KZ Dachau verschleppt. Zwei Männer starben an den Folgen der KZ-Haft. Die von SA-Leuten geschändete und in Brand gesetzte Synagoge wurde von der Feuerwehr gelöscht, um ein Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude zu verhindern. Obwohl die Synagoge nicht stark beschädigt war, wurde wenige Wochen später auf Veranlassung der Stadtverwaltung mit ihrem Abriss begonnen. Die Abbruchkosten wurden der jüdischen Gemeinde aufgebürdet.
Im israelitischen Gemeindehaus wurde provisorisch ein Betraum eingerichtet. Hier fand am 4. April 1939 letzte Gottesdienst von Rabbiner Cohn statt.

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Der Abriss der alten Synagoge
Obwohl die Ulmer Synagoge beim Brand nicht stark beschädigt worden war, beantragt die Stadtverwaltung beim Landratsamt die Genehmigung zum Abbruch der Synagoge. Die Genehmigung wird am 24.11.1938 erteilt. Dennoch werden die Abbrucharbeiten schon am 18.11.1938 an das Bauunternehmen Wilhelm Harsch aus Ulm vergeben. Die Abbrucharbeiten beginnen am selben Tag (Aktennotiz). Vorher werden aus der Synagoge Orgel, Sitzbänke, die beiden Emporen, Fußböden, Brüstungen, Türen, Gasheizkörper und Wandbeleuchtungskörper abmontiert. Die Abbruchkosten müssen Anfang 1939 von der jüdischen Gemeinde erstattet werden. Das Grundstück der ehemaligen Ulmer Synagoge wurde von der israelitischen Gemeinde am 7.7.1939 zwangsweise und deutlich unter Wert an die Stadtverwaltung abgetreten, die hier einen Löschwasserteich für den Luftschutz anlegte. Nach Kriegsende wurde das Grundstück zunächst als ehemals jüdisches Eigentum im Auftrag der US-amerikanischen Militärregierung von einem Treuhänder verwaltet. Am 21.6. 1948 ging es wieder an die Stadt. Die „Jewish Restitution Successor Organisation“ (IRSO) verzichtete 1950 auf eine Rückgabe des Grundstücks und erhielt von der Stadt Ulm eine Nachzahlung zum ursprünglichen Verkaufspreis. Zugleich trat die IRSO auch etwaige Wiedergutmachungsansprüche im Zusammenhang mit der Zerstörung der Synagoge an die Stadt ab. Bereits 1955 gelangte das Grundstück im Rahmen eines Tauschs an die Sparkasse Ulm, die dafür das Gebäude Hafenbad 1 der Stadt überließ. Die Sparkasse errichtete auf einem Teil des ehemaligen Synagogengeländes ihre Zentrale, über den anderen Teil führt heute die Neue Straße.
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Stadtarchiv Ulm (25. September 2025). Ausstellung “150 Jahre Synagoge in Ulm” ULMA. Abgerufen am 16. November 2025 von https://ulmarchiv.hypotheses.org/1989






























